Dass sich die Arbeitswelt ändert, ist nichts Neues. Veränderungen gehören eben zum Leben dazu und betreffen auch die Arbeitswelt. Technische Neuerungen und gesellschaftliche Veränderungen haben der Menschheit in letzten 30.000 Jahren viele neue Bequemlichkeiten und Vorteile verschafft. Von daher ist der Prozess der Veränderung nun wirklich nichts Neues.
Aber seit einiger Zeit schwirrt ein Begriff durch die Arbeitswelt, der viele Unternehmer, welche sich noch nicht damit auseinander gesetzt haben, verwirren mag. Und selbst jene Unternehmer, welche sich schon dem Thema gestellt haben, ist die Definition dieses Begriffes nicht klar umrissen genug und manchmal viel zu diffus: New Work
Was ist denn überhaupt New Work?
Schon alleine diesen Begriff auf wenige Dinge einzugrenzen, dürfte schwierig werden. Wenn man ganz grob sein darf oder will, dann hat New Work etwas mit der sich ändernden Wertevorstellung der sich ändernden Arbeitswelt und auch ganz viel mit der Digitalisierung und generell technischen Neuerungen zu tun, die uns beeinflussen.
All diese Veränderungen schaffen neue Rahmenbedingungen im Miteinandern zwischen Chef und Angestellten. Unternehmer sollten sich also mit dem Thema New Work auseinandersetzen, weil hier etwas aus dem Rahmen fallen könnte. Und das zum Nachteil des Unternehmens.
Diese Veränderungen werden aber nicht aktiv von einer Gruppe oder von einem Individuum vorangetrieben oder definiert, sondern sind das Ergebnis einer stilschweigenden Übereinkunft innerhalb der Gemeinschaft. Gemeinschaft deshalb, weil man ein Unternehmen als Gemeinschaft sehen kann. Würde man hier den Begriff Gesellschaft nutzen, würde es voraussetzen, dass auch Unbeteiligte einen Einfluss auf ein Unternehmen hätten. Aber dieser Exkurs wäre hier zu theoretisch und fehl am Platz … Fakt ist: triften Vorstellungen des Unternehmers und Vorstellungen der Mitarbeiter auseinander, gibt es ein Problem. br>
Aber kann man New Work überhaupt managen?
Das geht eigentlich gar nicht. Man kann nur mit Kommunikation darauf reagieren. Warum? Sie können nicht bestimmen, was in ihr Unternehmen an immateriellen Werten und Ideen hineingetragen wird. Und sie können nicht mal wirklich aktiv bestimmen, welche Technologien sie in ihrem Unternehmen einsetzen. Sie können sich zum Beispiel zwar für Modelle aus Gips und Holz in ihrer F&E-Abteilung entscheiden, aber jeder wird einsehen, dass ein 3D-Drucker wesentlich effizienter und somit sinnvoller ist.
Und genauso verhält es sich mit immateriellen Werten und Ideen. Manchmal ist es besser, es zuzulassen, aber eben durch Kommunikation begleitet.
Vielleicht hilft es, wenn wir etwas konkreter werden:
In einem Unternehmen arbeiten junge Menschen und ältere Menschen zusammen. Da junge Menschen auch diejenigen sind, die meist kleine Kinder haben und diese auch irgendwo und irgendwie betreuen müssen oder mit ihnen Zeit verbringen wollen, haben jüngere Menschen ein anderes Verständnis von Work-Life-Balance in diesem Lebensabschnitt. Sie haben also das Bedürfnis oder den Anspruch eher gehen zu können oder auch einmal HomeOffice zu betreiben. Nun kann man die Kommunikation mit solchen Menschen oft problemslos über verschiedene Kanäle abwickeln, so dass die eigentliche Arbeit nicht liegen bleibt, wenn sie zu Hause arbeiten oder die Arbeitszeit „nach hinten“ verschieben. Wir haben hier also schon einmal das Phänomen, dass Kollege zeitlich und räumlich nicht zwingend zusammenarbeiten müssen.
Auf der anderen Seite möchte der Arbeitsnehmer auch nicht, dass solche Kommunikationskanäle ständig offen sind und der Arbeitgeber sie ständig erreichen kann, bzw. sie ständig kontaktiert. Also erabeitet man intern ein Regelwerk für die Kommunikation, um zu gewährleisten, dass der Arbeitnehmer eine angemessene Auszeit von Beruf bekommt.
Und man kann im gleichen Zuge auch ein transparentes System erarbeiten, dass interne Neiddebatten, weil nun Person X oder Person Y HomeOffice machen darf, Person Z aber nicht, weil Person Z am Fließband in der Produktion arbeitet.
Gleichzeitig möchte der Unternehmer aber auch eine Erhöhung der Effizienz im Unternehmen. Dabei ist die Digitalisierung ein probates Mittels. Dummerweise sehen die Angestellten die Effizienzerhöhung nicht ganz so positiv, bedeutet das doch eine höhere Arbeitsquote. Und das Verhältnis der Angestellten zum Management hinsichtlich einer höheren Arbeitsquote hatte schon immer einen pathologischen Charakter.
Schon dieser kleine Exkurs beinhaltet nicht nur mindestens drei wichtige Aspekte von New Work – 1. die Work-Life-Balance, 2. neue Arbeitszeitmodelle, 3. die Kommunikation im Unternehmen – sondern auch die Dilammata, welche darin stecken.
Man könnte das Beispiel noch beliebig erweitern. Etwa mit der Art und Weise, wie man im Unternehmen zusammenarbeitet, welche Methoden man verwendet (Design Thinking etwa), wie man ein Unternehmen hierarchisch organisiert, wie und ob man Transparenz schafft und welche genauen Auswirkungen die Digitalisierung nun auf das Unternehmen und auf all diese Aspekte hat.
Warum ist es so wichtig über New Work sprechen?
Wir leben inzwischen in einer Arbeitswelt, die durch die Kommunikationskanäle immer weiter in das Private hinein reicht. Dass dies Auswirkungen auf das Empfinden der Mitarbeiter hat, zeigt auch die Studie der Hans-Böckler-Stiftung.
Auch die Shell-Jugendstudien belegen einen Wandel der Wertewelt. Und das sind Ihre Mitarbeiter der Zukunft! Es reicht heutzutage nicht mehr, ein ausreichendes Gehalt zu zahlen. Ihre zukünftigen Mitarbeiter erwarten mehr als einen Gehaltsscheck. Sie erwarten, dass sich ihre Vorstellungen und Werte in ihrer Arbeit widerspiegeln. Sonst besteht die Gefahr, dass ihre zukünftigen Mitarbeiter die zukünftigen Mitarbeiter der Konkurrenz sind.
Aber um diese erst einmal herauszufinden, muss man darüber reden!
Es geht nicht darum, den Mitarbeitern eine Wohlfühloase zu schaffen. Es geht darum, gemeinsam einen möglichst großen gemeinsamen Nenner zu finden, unter dem die Arbeit organisiert werden kann. Und zwar so, dass alle zufrieden sind.
Probieren Sie es doch einmal, mit ihren Mitarbeitern darüber zu reden. Oder führen Sie gleich einen internen Stakeholderdialog durch und gehen Sie das Thema systematisch an!