Politische und demokratische Selbstverteidigung



Die Diskussion über die aktuellen Ereignisse um den aufstrebenden Rechtspopulismus stellt viele Dinge in den Vordergrund. Aber ebenso vieles wird in den Hintergrund geschoben, vergessen oder einfach ignoriert.

Man kann über die Ursachen diskutieren. Man kann aber auch im Kleinen viel dafür tun, dass Rechtspopulismus keine Chance hat. Gerade dabei können und sollten Unternehmer aus ihrem ureigenstens Interesse heraus ansetzen. Nicht nur um demokratische Werte zu verteidigen. sondern auch, um ihr Unternehmen voran zu bringen.

Überall klagen die Unternehmer über den Mangel an Fachkräften. Und das Unternehmen benötigt Fachkräfte, um Umsatz zu generieren, um Profite zu machen und so weiter. Eigentlich alles logisch.
Doch die derzeitige Situation macht es den Unternehmern auch nicht leicht, Fachkräfte zu bekommen oder sie zu intergrieren. Und genau bei der Integration von ausländischen Fachkräften ist der aufstrebende Rechtpopulismus mehr als kontraproduktiv. Denn er macht die Region unattraktiv, und damit auch das Unternehmen. Hinzu kommt, dass der aufstrebende Rechtspopulismus für Spannungen im Unternehmen selbst führen kann. Denn Mitarbeiter bringen ihre Vorstellungen ja auch mit in das Unternehmen und geben ihm somit auch einen Charakter.

Um ausländische Fachkräfte erfolgreich zu integrieren, bedarf es also eines aufgeschlossenen Gesellschaft und somit einer aufgeschlossenen Belegschaft.

Interne Stakeholderdialoge zur besseren Integration neuer Fachkräfte in den Unternehmen



Und hier können auch Unternehmen ansetzen. Und zwar mit internen Stakeholderdialogen, an die eigenen Mitarbeiter gerichtet. Sozusagen als demokratische Verteidigung.
Denn schaut man sich die Ergebnisse der Studie der Hans-Böckler-Stiftung genau an, sind die Ansatzpunkte, die ein Unternehmer in Betracht ziehen kann, klar.

– Die Situation am Arbeitsplatz spielt eine wichtige Rolle dafür ob rechtspopulistische Positionen als attraktiv wahrgenommen werden: Das Gefühl von Kontrollverlust und Ausgeliefertsein erhöht die Wahrscheinlichkeit, rechts zu wählen – und zwar insbesondere dann, wenn in einem Kleinbetrieb gearbeitet wird. Unter AfD-Wählern und Sympathisanten sind Aussagen wie „Durch die Digitalisierung wird die Überwachung und Kontrolle meiner Arbeitsleistung immer größer“, „Ich stecke in unsicheren Billigjobs fest“ und „Dass ich für meinen Arbeitgeber leichter erreichbar bin, bedroht mein Privatleben“ verbreiteter als in der Gesamtbevölkerung. Die Zustimmung zu diesen Aussagen hat einen signifikanten Einfluss auf eine Wahl der AfD.

[eigene Hervorhebung]

Es sollte also im eigenen Unternehmen beginnen.
Gegen den gefühlten Kontrollverlust kann man viel machen, indem man die Mitarbeiter an der Gestaltung des Unternehmens teilhaben lässt. Für die interne, meist digitale Kommunikation können Regeln definiert werden. Und die neueste digitale Technik ist eher der Feind als der Helfer des Mitarbeiters, wenn der Mitarbeiter sich dadurch bedroht fühlt oder überrumpelt.

Interne Stakeholderdialoge können diese Situation verbessern. Ja, sie sind nur ein kleiner Teil. Aber es essentieller Teil, damit Mitarbeiter mehr als nur Arbeitskräfte sind. Stakeholderdialoge sind ein essentieller Teil der Unternehmensstrategie und bringen nicht nur Vorteile im Bezug auf eine tolerante Belegschaft. Stakeholderdialoge sind Teil von Corporate Social Responsibility-Strategien und die einhergehenden Vorteile für das Unternehmen gehen über die hier beschriebenen Effekte hinaus.

Der Stakeholderansatz als Vorteil




Stakeholderdialoge waren schon immer Teil unseres Wirtschaftssystems. Anders als in den USA, wo der Shareholderansatz dominiert, ist der Stakeholderansatz immer ein Garant für die Robustheit der hiesigen Wirtschaft gewesen.




Der Unternehmer sollte also dieses Mittel nutzen, um sein Unternehmen auch robuster gegenüber Rechtspopulisten zu machen.


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Quelle:
Hans-Böckler-Stiftung
Richard Hilmer, Bettina Kohlrausch, Rita Müller-Hilmer, Jérémie Gagné: Einstellung und soziale Lebenslage. Eine Spurensuche nach Gründen für rechtspopulistische Orientierung, auch unter Gewerkschaftsmitgliedern (pdf), Working Paper der Forschungsförderung in der Hans-Böckler-Stiftung Nummer 44, Juli 2017.