Seit neuestem (?) gibt es eine Möglichkeit, die Nachhaltigkeit eines Unternehmens darzustellen – sie nennt sich Ecovadis. Das ist noch so neu, dass kaum jemand sie kennt. Jedenfalls nach meinem Wissen. Auch ich kannte es nicht, bis mich jemand danach fragte. Ecovadis ist direkt auf Lieferketten ausgelegt, bestimmt also für die Unternehmen die Nachhaltigkeit der Zulieferer.

Aber ist es eine Alternative für eine Zertifizierung?

Die ISO26000 wurde nie darauf ausgelegt, eine Zertifizierung zu bieten. Sie dient lediglich der Orientierung. Einzig und alleine die Nachhaltigkeitsberichte können mehr oder weniger zertifiziert werden. Ecovadis scheint diese Lücke nun zu schließen und durch den Score (siehe folgenden Absatz) erreicht Ecovadis auch eine Art von Transparenz.

Das Grundlegende ist der Score, den man bei Ecovadis erreichen kann. Dieser wird nach einem Bewertungsfragebogen bemessen. Die Krux: der Fragebogen variiert je nach Branche, Größe des Unternehmens und nach Land.
Einen Mittelständler aus Deutschland aus der Chemiebranche kann man also nicht vergleichen mit einem polnischen Großunternehmen aus der Chemiebranche (wobei hier die Größen der Unternehmen und deren Einordnung in Mittelstand und Nicht-Mittelstand unterschiedlich sein können).
Dabei bewertet der Score nur den IST-Zustand eines Unternehmens. Je niedriger der Score, umso höher der Nachholbedarf des Unternehmens in Sachen Nachhaltigkeit in den drei Dimensionen Ökkologie, Ökonomie und Soziales.

Interessant ist es allerdings, dass anscheinend immer mehr Kunden von ihren Zulieferern eine Bewertung nach dem Ecovadis-Score verlangen. Dementsprechend wird dieser Wert wahrscheinlich eine zunehmende Bedeutung haben.
In einem der letzten Beiträge habe ich darüber berichtet, dass es eine Nachhaltigkeitsberichtserstattungspflicht durch die Hintertür gäbe. Dies schein sich nun zu bestätigen, auf eine andere Art und Weise. CSR und/oder Nachhaltigkeit wird also auch auf andere Unternehmensgrößen als auf die DAX-Unternehmen und alle anderen Unternehmen, welche die Mindestgrößen erreichen, zukommen. Auf der Seite von Ecovadis sind schon diverse Unternehmen aufgelistet, die sich daran beteiligen. Und es sind namenhafte Unternehmen, die global agieren. Ecovadis durchdringt nun auch die deutsche Wirtschaft immer mehr.

Ecovadis orientiert sich bei der Bewertung an der ISO26000 und dementsprechend an den Kernthemen Organisation, Menschenrechte, Arbeitspraktiken, Umwelt, Faire Betriebspraktiken, Verbraucherprobleme und Beteiligung und Entwicklung der Gemeinschaft. Das macht es für Unternehmen leichter, einen hohen Score zu erreichen, denn die ISO26000 liefert gleich 600 Handlungsempfehlungen für die Umsetzung der CSR-Maßnahmen mit. Man muss es nur umsetzen!
Ecovadis berät nach eigenen Aussagen nicht in der Umsetzung von CSR-Maßnahmen!

Die logische Schlußfolgerung für ein Unternehmen, dass sich von Ecovadis bewerten lassen will oder muss, weil der Kunde dies wünscht, lautet also:

  1. Zuerst das Unternehmen nachhaltig aufstellen. Gegebenenfalls dem Kunden dies kommunizieren, damit er das Verständnis dafür entwickeln kann, wenn die Bewertung durch Ecovadis nicht sofort erfolgen kann.
  2. Erst danach die Bewertung durch Ecovadis durchführen lassen.

Auf diese Weise umgeht man das böse Erwachen, sollte der Score zu niedrig ausfallen. Ein zu niedriger Score könnte dem Kunden auch zum Anlass dienen, den Lieferanten aus der Lieferkette zu kicken. Damit hätte sich das Unternehmen selbst einen Bärendienst erwiesen.

Top oder Flop?

Das wird sich in der kommenden Zeit herausstellen. Laut eigenen Bekunden hat Ecovadis bereits 40.000 Unternehmen weltweit bewertet. Darunter auch BASF, DB, Henkel, Nestlé und und und … Es scheint also irgendwo bei den Unternehmen anzukommen. Eine Bewertung nach der ISO26000 ist eine logische Folge, wo man sich selbst nicht nach der ISO zertifizieren lassen kann.

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